Quecksilberopfer muss nun selbst
vor Gericht. Der 36-jährige
Obersteirer erweckte den
Verdacht, seine Frau hätte ihn
vergiftet.
Einiges Aufsehen erweckte im
Vorjahr ein Kriminalfall in der
Gemeinde Mariahof. Wie die
Murtaler Zeitung im Juli 2006
berichtet hat, glaubte man
vorerst an einen Mordversuch.
Doch schon bald stellten sich
Ungereimtheiten heraus und das
Opfer geriet selbst unter
Verdacht.
Die Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft zeichneten
schon bald ein anderes Bild von
dem Fall. Die Staatsanwaltschaft
geht davon aus, dass sich der
36-Jährige, der mit einer
schweren Quecksilbervergiftung
ins Krankenhaus eingeliefert
werden musste, das Quecksilber
selbst verabreicht hat, um seine
ihm Angetraute unter Verdacht zu
bringen.
Der Obersteirer hat seine Frau
zwar kein einziges Mal
beschuldigt, „aber den Verdacht
zwingend auf sie gelenkt“, so
Pressesprecher Reinhard
Kloibhofer von der
Staatsanwaltschaft Leoben.
Deshalb wurde das vermeintliche
Opfer, für das nach wie vor die
Unschuldsvermutung gilt, nun
selbst angeklagt.
„Es besteht der Verdacht der
Verleumdung in qualifizierter
Form. Der Strafrahmen dafür
beträgt sechs Monate bis fünf
Jahre Freiheitsstrafe“, erklärte
Staatsanwalt Kloibhofer kürzlich
gegenüber einer Tageszeitung.
Gegen den Angeklagten sind auch
zwei weitere Delikte anhängig:
Verdacht auf Widerstand gegen
die Staatsgewalt und Gefährdung
der öffentlichen Sicherheit.
Im April 2006 war der
Beschuldigte mit seinem Pkw von
Kärnten in Richtung Judenburg
gefahren. Der Autolenker soll
dabei andere Verkehrsteilnehmer
und einen Polizisten, der ihn in
Neumarkt stoppen wollte,
gefährdet haben. Kurze Zeit
später konnte er festgenommen
werden.
Nur wenige Wochen später erregte
der Mann wieder Aufsehen. Durch
eine lebensbedrohliche
Quecksilbervergiftung, die die
Mordgruppe des
Landeskriminalamtes zu
umfangreichen Ermittlungen
veranlasste. Er dürfte damals
durch Quecksilber-Injektionen
sein Leben riskiert haben, um
seine Frau in Verdacht zu
bringen.
„Er hat zumindest seine
Gesundheit erheblich gefährdet,
das ist sicherlich richtig. Die
Motive liegen weitgehend im
Dunkeln, weil wir es mit einem
Verdächtigen zu tun haben, der
zu diesem Vorwurf nicht
geständig ist“, so Staatsanwalt
Kloibhofer. Laut
Staatsanwaltschaft habe der
Obersteirer zwar psychische
Probleme, sei aber durchaus
zurechnungsfähig.
Mag. Werner Seifried, der Anwalt
des Angeklagten, sieht die Sache
naturgemäß anders. Es gäbe kein
Indiz dafür, dass sich sein
Mandant das Quecksilber selbst
injiziert habe. Zudem habe der
36-Jährige auch seine Frau nie
verdächtigt und soll
ursprünglich sogar angegeben
haben, dass sie ihm keine
Spritzen verabreicht habe. Die
Verhandlung des Falles findet im
Herbst 2007 statt.
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