Murtaler Zeitung vom 03.08.2007
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War Opfer selbst der Täter?
Autor Wolfgang Pfister

Quecksilberopfer muss nun selbst vor Gericht. Der 36-jährige Obersteirer erweckte den Verdacht, seine Frau hätte ihn vergiftet.
Einiges Aufsehen erweckte im Vorjahr ein Kriminalfall in der Gemeinde Mariahof. Wie die Murtaler Zeitung im Juli 2006 berichtet hat, glaubte man vorerst an einen Mordversuch. Doch schon bald stellten sich Ungereimtheiten heraus und das Opfer geriet selbst unter Verdacht.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zeichneten schon bald ein anderes Bild von dem Fall. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich der 36-Jährige, der mit einer schweren Quecksilbervergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, das Quecksilber selbst verabreicht hat, um seine ihm Angetraute unter Verdacht zu bringen.
Der Obersteirer hat seine Frau zwar kein einziges Mal beschuldigt, „aber den Verdacht zwingend auf sie gelenkt“, so Pressesprecher Reinhard Kloibhofer von der Staatsanwaltschaft Leoben.
Deshalb wurde das vermeintliche Opfer, für das nach wie vor die Unschuldsvermutung gilt, nun selbst angeklagt.
„Es besteht der Verdacht der Verleumdung in qualifizierter Form. Der Strafrahmen dafür beträgt sechs Monate bis fünf Jahre Freiheitsstrafe“, erklärte Staatsanwalt Kloibhofer kürzlich gegenüber einer Tageszeitung.
Gegen den Angeklagten sind auch zwei weitere Delikte anhängig: Verdacht auf Widerstand gegen die Staatsgewalt und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.
Im April 2006 war der Beschuldigte mit seinem Pkw von Kärnten in Richtung Judenburg gefahren. Der Autolenker soll dabei andere Verkehrsteilnehmer und einen Polizisten, der ihn in Neumarkt stoppen wollte, gefährdet haben. Kurze Zeit später konnte er festgenommen werden.
Nur wenige Wochen später erregte der Mann wieder Aufsehen. Durch eine lebensbedrohliche Quecksilbervergiftung, die die Mordgruppe des Landeskriminalamtes zu umfangreichen Ermittlungen veranlasste. Er dürfte damals durch Quecksilber-Injektionen sein Leben riskiert haben, um seine Frau in Verdacht zu bringen.
„Er hat zumindest seine Gesundheit erheblich gefährdet, das ist sicherlich richtig. Die Motive liegen weitgehend im Dunkeln, weil wir es mit einem Verdächtigen zu tun haben, der zu diesem Vorwurf nicht geständig ist“, so Staatsanwalt Kloibhofer. Laut Staatsanwaltschaft habe der Obersteirer zwar psychische Probleme, sei aber durchaus zurechnungsfähig.
Mag. Werner Seifried, der Anwalt des Angeklagten, sieht die Sache naturgemäß anders. Es gäbe kein Indiz dafür, dass sich sein Mandant das Quecksilber selbst injiziert habe. Zudem habe der 36-Jährige auch seine Frau nie verdächtigt und soll ursprünglich sogar angegeben haben, dass sie ihm keine Spritzen verabreicht habe. Die Verhandlung des Falles findet im Herbst 2007 statt.