Der Geschäftsführer des Tourismusverbandes
Grebenzen blickt nun einer Zukunft als Chef des
Naturparkerlebnis Steiermark entgegen
BETTINA OBERRAINER
Blühende Blumen und eine Entenfamilie beim
Vivarium: Bernhard Stejskals Herzstück?
„Ich weiß nicht, was mein Herzstück ist“,
sagt der Manager |
Die Sonne bricht sich in den
mächtigen Glasscheiben des
Lichtbaues, Liegestühle stehen
bereit, Mama Ente paddelt samt
flaumigem Nachwuchs ans
Teichufer. Bernhard Stejskal
wartet im Entree, vorbei
flanieren Besucher auf dem Weg
zu Grottenolm und Brillenkaiman.
Lange wird der Kultur- und
Tourismusmanager sein Büro hier
im Vivarium, im Naturparkzentrum
Mariahof, nicht mehr aufsuchen:
Ab 1. Juli widmet er sich seiner
neuen Aufgabe als
Geschäftsführer der
Arbeitsgemeinschaft
Naturparkerlebnis Steiermark,
einer 2004 gegründeten,
unabhängigen Plattform. Dem
Naturpark bleibt er als Bewohner
von Pichlschloss erhalten und
will sich „dort einbringen, wo
es mir Spaß macht und meine
Kompetenz nötig ist“. Ein
Gespräch mit einem, der in der
Region Grebenzen mehr als
Piranhas ins Wasser gesetzt hat.
Wir sitzen hier beim Vivarium.
Ihr Herzstück?
BERNHARD STEJSKAL: Ich weiß
nicht, was mein Herzstück ist.
Aber es ist das Projekt,
weswegen ich herkam. Der Wunsch
nach einem Naturparkzentrum war
immer da, und die Idee entstand
1996, als es diese ominöse Fahrt
von Johann Bacher (LAbg.) und
Gerhard Hirschmann (damals
Landesrat) nach Frankreich gab.
Ich war damals noch in Frankfurt
engagiert und hatte als Sänger
die beste Zeit hinter mir.
Ihr Einstand war das Maria
Himmelfahrt Fest…
STEJSKAL: Mit dem Fest habe ich
gemerkt, da lässt sich was
machen. Erst heute wird mir
bewusst, wie weit sich die
Gemeinde da hinausgelehnt hat.
Hat es sich bezahlt gemacht?
STEJSKAL: Das müssen andere
beurteilen, aber es war eine
Schlüsselveranstaltung. Ich habe
eine Basis gespürt und
Sympathie, die mir
entgegengebracht wurde.
Ein Sänger und
Musikwissenschafter aus Salzburg
in Neumarkt – ein Kulturschock?
STEJSKAL: Ganz sicher nicht. Ich
bin am Land aufgewachsen. Man
lernt, dass professionell nicht
immer ein Allheilmittel ist.
Hier geht es um Identifizierung,
und es war deshalb kein
Schockerlebnis, weil ich von
außen viel hereingebracht habe.
styriarte Landpartie und
jeunesse, Golfplatz und Amazonas
– wie passt das zusammen?
STEJSKAL: Man muss an die Idee
glauben. Mich fasziniert diese
Region und die Herausforderung
war, dass man stark mit der
Meinung konfrontiert war: Hier
brauchst du nichts anfangen. Der
Mechanismus ist der gleiche wie
überall: Es nützt nichts,
Konzepte zu schreiben und
Fachleute im Hintergrund zu
haben. Es geht immer darum, bei
den Menschen zu sein.
Was sind die Voraussetzungen für
einen solchen Job?
STEJSKAL: Als Job habe ich es
nie empfunden und mit Karriere
hatte das nichts mehr zu tun. Es
hat auch keiner das Geld, mich
beziehungsweise die ganze
investierte Zeit zu bezahlen.
Und die Diskussionen im Umfeld
muss man aushalten können.
Sie haben es geschafft, das doch
etwas andere Publikum zu
Kulturveranstanltungen zu
bewegen. Wie?
STEJSKAL: Es gibt verschiedene
Zugänge. Ich gehe auch oft wegen
der Menschen und nicht wegen
eines Themas wohin. Man muss
Schwellenängste überwinden und
die Menschen abholen, wo sie
stehen. Hier hat es gar keinen
Sinn, mit großen Namen zu
hantieren – die kennt keiner.
Man muss offen sein und etwas
erzählen können, die Künstler
müssen artikulieren, was sie
machen. Es gibt also zwar ein
Verständigungsproblem, aber die
Leute sind viel leichter zu
emotionalisieren. Über
Visuelles, Essen, die
Gestaltung.
Wodurch unterscheiden sich die
Bäuerin aus St. Lambrecht und
der Bürohengst aus Graz als
Kulturgast?
STEJSKAL: Erst einmal haben
Konzerte ungünstige Beginnzeiten
für die Landbevölkerung. Ein
Städter hat die Möglichkeit zur
Vorbereitung, am Land muss die
Aufbereitung im Konzert
passieren. Es gibt aber auch
keine Abgestumpftheit. Etwa die
Leonskaja in der Kirche – das
emotionalisierte!
Was zählte zu den Höhepunkten
Ihres Kulturprogrammes?
STEJSKAL: Die styriarte
Landpartie: erstmals Programm an
drei Tagen an verschiedenen
Orten. Und jeunesse
herzubringen: Wenn zu „Blackmail“
(Hitchcock-Stummfilm mit
Livemusik) 120 Leute kommen, bin
ich glücklich. Und es hat sich
ein Stammpublikum gebildet.
Die größten Widerstände?
STEJSKAL: Die Region laboriert
an zwei Organisationen, die
Ähnliches machen – der Verein
Naturpark Grebenzen und der
Tourismusverband. Dieses Hin und
Her mit all den Eitelkeiten hat
sich nicht bewährt. Das
unterstütze ich nicht und das
erleichterte mir auch die
Entscheidung, zu gehen.
Wo soll man weiter ansetzen, wo
besteht der größte
Handlungsbedarf?
STEJSKAL: Eine
Entwicklungsstrategie für die
nächsten Jahre unter der
kritischen Beobachtung, was
falsch gelaufen ist. Ganz
wichtig ist ein
Generationenwechsel, ohne die
alten Funktionäre zu vertreiben.
Man soll deren Erfahrung nutzen,
aber sie müssen Verantwortung
abgeben.
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