Kleine Zeitung vom 06.01.2007
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"Überrascht, dass sie reagieren“
Herbert Kirnbauer betrachtet Sondertransport des Strettweger Kultwagens
als Reaktion auf sein Buch.

BETTINA OBERRAINER


In Bronze gegossenes Weltkulturerbe,
eine Liga über der Saliera:
der Strettweger Kultwagen
OBERRAINER
Um den „in Bronze gegossenen Mysterienkult“, der für uns selbstbewusste Steirer mindestens eine Liga über der Saliera spielt, sind wieder beachtliche Rauchschwaden aufgezogen: Der normalerweise im Grazer Joanneum streng unter Verschluss gehaltene Strettweger Kultwagen wurde wie berichtet per Sondergenehmigung in das Römisch-Germanische Zentralmuseum nach Mainz chauffiert, um entsprechend dem Urzustand restauriert zu werden.

Mit einem überraschten und wohl auch mit einem mit Genugtuung gespickten Hallo reagiert darauf ein gewisser Herbert Kirnbauer, Hauptschul-Direktor in Ruhe aus Mariahof. Niemand Geringerer als Autor des im Vorjahr präsentierten Buches „Das entschlüsselte Geheimnis“, das in Archäologiekreisen zumindest hinter vorgehaltener Hand für Furore gesorgt haben soll.

„Ich bin überrascht, dass sie endlich reagieren“, bringt Kirnbauer seine Hobbyforschung, die sich auf Archäologie, Astrologie, Mythologie, Theologie und Volkskunde konzentriert, direkt in Zusammenhang mit der „Entführung“ des Wagens. Ihm ist klar: In seiner jetzigen Form kann man ihn nicht mehr präsentieren. Er glaubt, dass die Rekonstruktion ziemlich genau seinen Erkenntnissen entsprechen wird, die vor allem Aufbau und Funktion des Kessels, Bodenplatte und allgemeine Symbolik betreffen (wir berichteten). Schon einmal, 1991, wurde das wertvolle „keltische Weltkulturerbe“ ja in Mainz restauriert – mit vielen Ungereimtheiten, wie manche meinen.

Auch der Historiker Michael Schiestl, Chef des Stadtmuseums Judenburg, beurteilt Kirnbauers Forschungsergebnis als „schlüssig“ und unbedingt diskutabel. Den Transport ins finanzkräftigere Deutschland begrüßt er, die wissenschaftliche Relevanz vorausgesetzt: „Die Deutschen sind mit ihren Geräten auf dem technisch modernsten Stand, den wir hier nicht haben.“