Um den „in Bronze gegossenen
Mysterienkult“, der für uns
selbstbewusste Steirer
mindestens eine Liga über der
Saliera spielt, sind wieder
beachtliche Rauchschwaden
aufgezogen: Der normalerweise im
Grazer Joanneum streng unter
Verschluss gehaltene Strettweger
Kultwagen wurde wie berichtet
per Sondergenehmigung in das
Römisch-Germanische
Zentralmuseum nach Mainz
chauffiert, um entsprechend dem
Urzustand restauriert zu werden.
Mit einem überraschten und wohl
auch mit einem mit Genugtuung
gespickten Hallo reagiert darauf
ein gewisser Herbert Kirnbauer,
Hauptschul-Direktor in Ruhe aus
Mariahof. Niemand Geringerer als
Autor des im Vorjahr
präsentierten Buches „Das
entschlüsselte Geheimnis“, das
in Archäologiekreisen zumindest
hinter vorgehaltener Hand für
Furore gesorgt haben soll.
„Ich bin überrascht, dass sie
endlich reagieren“, bringt
Kirnbauer seine Hobbyforschung,
die sich auf Archäologie,
Astrologie, Mythologie,
Theologie und Volkskunde
konzentriert, direkt in
Zusammenhang mit der
„Entführung“ des Wagens. Ihm ist
klar: In seiner jetzigen Form
kann man ihn nicht mehr
präsentieren. Er glaubt, dass
die Rekonstruktion ziemlich
genau seinen Erkenntnissen
entsprechen wird, die vor allem
Aufbau und Funktion des Kessels,
Bodenplatte und allgemeine
Symbolik betreffen (wir
berichteten). Schon einmal,
1991, wurde das wertvolle
„keltische Weltkulturerbe“ ja in
Mainz restauriert – mit vielen
Ungereimtheiten, wie manche
meinen.
Auch der Historiker Michael
Schiestl, Chef des Stadtmuseums
Judenburg, beurteilt Kirnbauers
Forschungsergebnis als
„schlüssig“ und unbedingt
diskutabel. Den Transport ins
finanzkräftigere Deutschland
begrüßt er, die
wissenschaftliche Relevanz
vorausgesetzt: „Die Deutschen
sind mit ihren Geräten auf dem
technisch modernsten Stand, den
wir hier nicht haben.“
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